„ReArm Europe? 800 flockige Milliarden in die Rüstung“, „Neue Zaren braucht die Welt“, „Autokratien weltweit am Vormarsch“, „LGBTQ und Frauenrechte zurück ins Mittelalter“, „Selling & fracking Greenland“, „Rechts sein ist (wieder oder immer noch) in“…
Die Liste aktuell brisanter Themen ist so lange, dass ich mich sorge, noch rechtzeitig meinen Senf zu alledem abgeben zu können. Mangels Zeit und/oder Priorisierung existieren dazu nur erste grob umrissene und unstrukturierte Wortfetzen und tanzen unablässig in meinem Kopf herum. Und man darf versichert sein, dass es sich bei diesen Tänzen keineswegs um einen langsamen Walzer oder gemütlichen Slowfox handelt – da geht schon ordentlich die Post in meinem Schädel ab, da steppt der Bär schon im Cancan-Schritt, wenn man nur die rohen Überschriften liest. Wie sollen wir das alles noch rechtzeitig packen? Wo und wann genau sind wir falsch abgebogen? Und finden wir überhaupt einen Weg zurück?
Aufgehoben ist nicht aufgeschoben, weswegen man auf die weitere Befüllung dieses Blogs mit kläglichen Vernunftsappellen auch weiterhin hoffen darf. Aber hoppla! Möglicherweise muss man sich all diesen Dingen ja gar nicht einzeln widmen. Vielleicht hängen diese Horrorbotschaften ja alle irgendwie zusammen? Eine erste Vermutung meinerseits: Was gerade passiert ist offensichtlich ein mehr als ausgefuxter Plan von Aliens, die schon darauf warten, ihr neues Zuhause beziehen zu können. Mit ihren fetten Raumschiffen umkreisen sie unseren Planeten und belustigen sich über diesen großangelegten, konzertierten Suizid unserer Rasse. Gezielt infiltrieren sie unsere Medien (und unsere Hirne) mit Fakenews, Hirngespinsten und Verschwörungstheorien. Ich greife einfach den roten Faden, der sich tapfer und konsequent durch das aktuelle Weltgeschehen zieht und versuche, mir selbst mal einen Überblick zu schaffen. Mich zurecht zu finden. Einen Versuch ist es jedenfalls wert.
Gemäß Überschrift soll es also in meiner ganz persönlichen Betrachtung heute um diesen einen, sich bereits in vollem Gang befindlichen Wettlauf gehen. Vorneweg noch kurz zu den oben erwähnten Aliens: die gibt es natürlich nicht wirklich, sie passen nur einfach ur super in diesen sarkasmuslastigen Essay. Das in Rede stehende Rennen, von dem ich behaupten kann, dass ich es in seiner apokalyptischen Dimension bis jetzt total unterschätzt habe – grob fahrlässig könnte man fast sagen – befindet sich nicht etwa erst am Anfang. Nein, man könnte sogar sagen, es befindet sich in seiner entscheidenen Phase. Die Kontrahenten biegen sogar schon in die Zielgerade ein. Und wir alle hetzen hinterher und wollen wissen, wer das Rennen macht.
Die Protagonisten des Wettkampfes – Mensch und Natur – eifern seit jeher, wer wohl als Sieger im Wettstreit um die dauerhafte Entfernung unserer Spezies von diesem Planeten hervorgehen wird. Aktuell keimt die Frage in uns auf, ob wir uns in absehbarer Zukunft durch Bomben und Granaten, Kalashnikovs, Macheten, Atomraketen oder Kampdrohnen selbst soweit dezimieren könnten, dass der Rest auf einen lupenreinen Hunger-, Strahlen- oder Seuchentod hoffen darf? Und dass es völlig egal ist, ob wir Klimaziele erreichen oder nicht. Bevor uns Naturkatastrophen dahinraffen, haben wir das längst schon selbst erledigt. Neben der völligen Abkehr von jeglicher Klimavernunft, könnten zur Beschleunigung dieses Prozesses auch noch eine Portion Menschenverachtung, Antidemokratisierung und Gesellschaftspaltung hilfreich sein.
Das aktuelle Säbelrasseln, kursierende Rüstungshysterien und lautstarkes Brüllen maskuliner Allmachtsphantasien lassen jedenfalls darauf schließen, dass der Mensch die Nase vorn hat. Mutter Natur, clever wie sie nunmal ist die smarte Lady, nimmt sich ein wenig zurück im Wettkampf und spart Kraft. Ja, sie macht es sich als Armageddon-Rivale sogar bequem, nimmt Platz in der Muppetsloge und schaut dem Trauerspiel – Verzeihung dem weiterem Rennverlauf – gelassen zu. Warum sich als unsympathischer Todesengel überschwemmend, lavaspeiend, erdrutschend, feuersbrunstend und todesstürmisch über Kontinente quälen und sich unnötigerweise seiner letzten Kräfte berauben? Gilt es doch jetzt schon, sich für das nächste Kapitel Erdgeschichte zu rüsten und Energie zu sparen, um – einmal mehr – den Neuanfang zu versuchen. Mit neuem Material. Mit neuem Elan. Mit neuer Zuversicht.
Die Chancen stehen aktuell so gut wie nie, dass sich der blaue Planet die Drecksarbeit erspart – soll sich doch der Mensch die eigenen Hände bei seiner Selbstzerstörung schmutzig machen. Dass die Erde aber letztlich mit einem solchen Support von unserer Seite rechnen durfte, um diesem finalen Prozess durch bloße Dummheit zu noch mehr Wucht und Geschwindigkeit zu verhelfen, erschließt sich für mich erst seit einer wohl historischen Amtseinführung im Jänner dieses Jahres in der größten Volkswirtschaft der Welt. Rasante Kurswechsel, gänzlich konträre Aktivität in Form von einfach nicht mehr tun oder einfach nur mehr lassen und einer somit völlig neuen und eben suizidalen Agendaausrichtung, machen bis dato angedachte und grob modellierte Katastrophenszenarien in Windeseile zur raschen Realität.
Amerika, oder besser gesagt die Vereinigten Staaten, verabschieden sich gerade aus unzähligen Hilfs- und Forschungsprogrammen, welche zum überwiegenden Teil die großen Themen unserer Zeit betreffen. So werden beispielsweise aus den Etats der Medizin- und Klimaforschung in diesen Tagen Milliarden an Unterstützung abgezogen. Einfach so. Weil man es kann. Oder muss, wie man uns versucht zu verklickern, da man den Ganoven auf der anderen Seite der großen Teiche endlich mal Zähne und Mukis zeigen muss. Das alles hat natürlich fatale Folgen für die Wissenschaft und somit für die Menschheit – schließlich sind es eben blitzgescheite Menschen, die forschen und entwickeln, modellieren und berechnen. Für uns alle übrigens. Und das ganz sicher nicht umsonst. Warum auch? Forschung, Entwicklung und vor allem humanitäre Hilfe kosten Geld. Um Seuchen einzudämmen, Krankheiten zu besiegen und vielleicht auch, um Klimaziele zu erreichen. Der US-Rückzug aus der WHO, im Klartext der Weltgesundheitsorganisation – um hier nur mal rasch eines der verrückten Beispiele herauszupicken – bedeutet etwa eine Milliarde Dollar (fast ein Siebentel des Gesamtbudgets dieser wichtigen Organisation) weniger an Geld für weltweit dringend benötigte Gesundheitsmaßnahmen wie Impfprogramme, Seuchenbekämpfung und -prävention oder auch der Versorgung benachteiligter Länder und Regionen mit lebenswichtigen Medikamenten. Unter anderem bringt dies fast vergessene Schlagworte wie Aids oder Malaria plötzlich wieder ganz vorne auf die Titelblätter der Gazetten. Hatten wir doch alles schon mal ganz gut im Griff, oder?
Einigermaßen im Griff (oder zumindest die klare Vorstellung dazu) hatten wir auch bei Themen wie Menschenrechte, Gleichberechtigung, Genderfreiheit, freie und vor allem faire Marktwirtschaft. Wir hatten ein klares Bild, was die Weltordnung betrifft. Ost und West waren (geografisch wie ideologisch) eindeutig zugeordnet. Nach dem kalten Krieg war Abrüstung angesagt. Klimaziele wurden alljährlich heftig diskutiert. Zugegeben mit wenig Output und Kommitment. Und alles im Schneckentempo. Aber es wurde darüber gesprochen. Es wurde gewarnt und gemahnt. Und so war es glücklicherweise permanent am Schirm und in aller Munde, sodass die Menschheit (oder wenigstens ein Großteil davon) die Dringlichtkeit von Klimawandel und Treibhauseffekt verstanden hatte. Vernunft, Verständnis und in Ansätzen auch Aktionismus schienen sich breit zu machen. Aber jetzt?
Wir sollen uns nicht von unseren Plänen und klaren Vorstellungen abbringen lassen. Und schon gar nicht davon, was wir bis jetzt schon alles erreicht haben. Rückschritte wären keine gute Alternative. Im Zweifel könnten wir ja ein Gebet gen Himmel schicken. Noch einfacher wäre es aber, sich einfach wieder mal die Agenda 2030 der Vereinten Nationen in Erinnung zu rufen. Darin sind die 17 großen Ziele der Menschheit zum Schutz unseres Planetens – die berühmten SDGs (Sustainable Devolpment Goals) – klar definiert. Die beschriebenen Ziele für eine nachhaltige Entwicklung betreffen unter anderem die Bereiche Friedenssicherung, Klimaschutz, Menschenwürde, Armutsbekämpfung, Gleichberechtigung sowie auch Partnerschaften und Synergien zur Erreichung dieser Ziele.
Und freilich wird zuguterletzt dann doch irgendwann mal Mutter Natur den finalen Sieg einfahren. Dann betrifft es zwar längst nicht mehr den Menschen, der sich als letzte organische Substanz noch auf unserem Planeten herumtreibt. Aber halt doch noch irgendetwas, das lebt. Der Plan der Sonne wird dem Leben auf der Erde in drei bis spätestens sechs Milliarden Jahren (am Datum scheiden sich ebenfalls die großen Geister, aber sowieso vollkommen Blunzen für uns) einen letzten Strich durch die Rechnung machen. Wasserstoff und Helium, 15 Millionen Grad Celsius und ein enormer Druck im Inneren sind schließlich nicht ewig zu stemmen. Diesem Kochtopf hebt es dann irgendwann mal den Deckel und dann wird es in unserem Sonnensystem so richtig kuschelig warm. Zu warm jedenfalls für alles Leben auf den Planeten. Die Details dieser gewaltigen Eruption erspare ich uns hier. Einfach mal nachlesen in wirklich guten Quellen, die nicht mit derart gefährlichem Halbwissen herumwerfen wie ich. Aber, dass es aus sein wird, ist fix. Diese totale Endlichkeit von allem ist schon ein wenig spooky, finde ich. Das bedeutet aber, um auf unser Rennen zurückzukommen, dass Gold dann doch irgendwann an Mother Nature geht.
Bis dahin wünsche ich uns allen noch viel Spaß am Leben und vielleicht geht sich bei dem einen oder anderen ja doch noch ein wenig mehr Vernunft aus. Und weil hier gerade von dem anderen die Rede ist, springt mir spontan noch folgende Textpassage eines Pink-Songs auf meine Lippen…
Sehr geehrter Herr Präsident
Komm, mach einen Spaziergang mit mir
Lass uns so tun, als ob wir zwei normale Leute wären und
du nicht besser als ich wärst
Ich würde dir gerne ein paar Fragen stellen
wenn wir ehrlich miteinander sprechen können